Gehfähigkeit nach Schlaganfall wieder erreichen – Exoskelett vs. Endeffektorprinzip – eine Glaubensfrage?

Datum: 2. September 2016

Immer wieder erreichen mich Anfragen, ob auch wir einen Lokomaten besitzen, mit dem wir Patienten das große Ziel der Gehfähigkeit nach Schlaganfall ermöglichen wollen. Unsere Antwort heißt seit 2012 … „Nein – aber wir haben einen G-EO ! “ – „G- EO? Achso hmm, was ist das? Das habe ich noch nie gehört – Wo ist der Unterschied? “ fragen dann die Interessierten.

Beide Systeme eint die partielle Körpergewichtsentlastung mittels Gurtsystem, und eben die Robotik die drei Möglichkeiten in der Therapiesesssion zulässt: passiv, assistiv, aktiv sowie Feedbacksysteme die dem Patienten in Echtzeit Feedback über die Leistungen geben können. Die Mensch- / Maschineinteraktion ist bei beiden Systemen unterschiedlich ausgeprägt aber gegeben.

Das bekannteste Exoskelett am Markt der Gangrobotiksysteme und das am meisten verkaufte, ist der sogenannte „Lokomat“ der Firma Hocoma aus der Schweiz. Der Lokomat besteht aus einer robotischen Gangorthese, einem Laufband mit partieller Körpergewichtsentlastung sowie einem Feedbacksystem. Der Patient wird proximal (körpernah) ab der Hüfte über die Knie bishin zu den Füßen von einer robotischen Orthese auf einem Laufband fixiert geführt und bewegt.

Das bekannteste endeffektorbasierte System ist der elektromechanische Gangtrainer GT 1 nach Hesse bzw. dazu die robotische Alternative das G-EO Evolution System der Firma Rehatechnology aus der Schweiz, mit dem auch wir seit 20112 als weltweit erste Praxis arbeiten.

Bei dem endeffektorbasierten Ansatz steht der Patient unter Körpergewichtsentlastung mit einem Gurt auf zwei Fußplatten die die jeweilige Gangbewegung u.a. auch Treppensteigen simulieren. D.h. die Bewegung kommt von unten am fixierten Fuß , das Knie und die Hüfte folgen dieser Bewegungskette ohne auch oben „fixiert“ zu sein.

Die Frage der ich seit 2012 nachgehe, ist die Frage mit welchem dieser beiden unterschiedlichen Systeme wohl Patienten nach Schlaganfall wieder eher die „Gehfähigkeit“ erreichen können.

Seit Oktober 2015 wird eine Antwort auf diese Frage wissenschaftlich in einer S2e-Leitlinie „Rehabilitation der Mobilität nach Schlaganfall (ReMoS)“ gegeben und auch empfohlen.Die Empfehlung liegt mit einem Empfehlungsgrad B ( sollte durchgeführt werden) eindeutig bei den endeffektorbasierten Geräten! Im Gegensatz dazu geben die Forscher den Empfehlungsgrad 0

(kann durchgeführt werden) für den Einsatz von exoskelettalen Systemen. Aufgrund dieser Leitlinien Empfehlungen sollte in der neurologischen Rehabilitation nach Schlaganfall der Einsatz exoskelettaler Systeme kritisch hinterfragt werden und eher der Zugang für Patienten zu endeffektorbasierten Systemen geschaffen werden.

Die S2e Leitlinie kann hier gerne nochmal im Ganzen gelesen werden.

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